26.04.2019 – Feuerwehren im Kreis fit für die Zukunft machen
Voll des Lobes für die Feuerwehren im Landkreis Böblingen waren die Gastredner bei der Versammlung des Kreisfeuerwehrverbands Böblingen am 26. April in Weil der Stadt-Merklingen. Unter den zahlreichen Ehrengästen waren u. a. Professor Hermann Schröder, Abteilungsleiter im Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration, Dr. Frank Knödler, der Präsident des Feuerwehrverbandes Baden-Württemberg, und dessen Geschäftsführer Gerd Zimmermann sowie der Böblinger Landrat Roland Bernhard und dessen Stellvertreter, der Erste Landesbeamte Martin Wuttke. Im vergangenen Jahr haben im Landkreis Böblingen 4.049 Feuerwehrangehörige in 26 freiwilligen sowie vier Werkfeuerwehren Dienst geleistet – in den Einsatzabteilungen, in den Seniorengruppen und in den Jugendfeuerwehren. Diese Menschen erfüllen ehrenamtlich und nahezu unentgeltlich eine Pflichtaufgabe der Städte und Gemeinden zum Wohle und zum Schutz von nahezu 400.000 Bewohnern des Landkreises – und das an 365 Tagen im Jahr, rund um die Uhr.
Das vermittelt auch Unternehmen und Betrieben Sicherheit und wird ein immer größerer Entscheidungsfaktor für die Standortauswahl. Bei über 6.724 Feuerwehreinsätzen im vergangenen Jahr (ein Zuwachs von gut zehn Prozent ) wurden 382 Personen aus höchster Lebensgefahr und Sachwerte in Milliardenhöhe gerettet. Auch die immer häufiger auftretenden Unwetterereignisse sind für steigende Einsatzzahlen verantwortlich. Die Anmeldezahlen für die Kreisausbildung haben sich 2018 nahezu verdoppelt.
In den Jugendfeuerwehren des Landkreises waren 2018 insgesamt 649 Kinder und Jugendliche aktiv, 45 mehr als im Vorjahr. Bei zahlreichen Aktionen und Wettbewerben werden die Nachwuchsblauröcke an die Feuerwehrarbeit herangeführt. Der Kreisverbandsvorsitzende Markus Preisching freute sich über Landeszuschüsse von knapp 1,8 Millionen Euro und ein Investitionsvolumen von etwa 3 Millionen Euro vom Landkreis und den Städten und Gemeinden im abgelaufenen Jahr. „Das ist eine tolle Unterstützung für unsere Arbeit.“ In seinem Bericht wies er auch auf die Notwendigkeit eines neuen, landesweiten Konzepts für die integrierten Leitstellen hin, um die qualifizierte Einsatzunterstützung der ehrenamtlichen Einsatzkräfte sicherzustellen. „Neben den Investitionen in Fahrzeuge und Technik darf auch der „Faktor Mensch“ in der Feuerwehr nicht vergessen werden“, betonte Markus Priesching. „Dazu gehören neben der greifbaren Anerkennung des Ehrenamtes und einer tatkräftigen Unterstützung bei der Personalgewinnung auch spürbare Entlastung bei der immer weiter zunehmenden Verwaltungsarbeit.“
Unterstützung für eine zentrale Übungseinrichtung im Landkreis
Priesching betonte, wie wichtig es sei, dass weiter in die jetzt schon sehr gute Ausbildung der Feuerwehrangehörigen investiert werden müsse. Darum wird eine zentrale Feuerwehr-Übungseinrichtung im Landkreis angestrebt, in der Übungshaus und Übungsturm sowie Einrichtungen zum Üben von technischen Hilfeleistungen und für Brandeinsätze viele verschiedene Übungsszenarien möglich machen sollen. „So können wir sicherstellen, dass künftig alle Feuerwehrangehörigen gleich gut ausgebildet sind und nicht jeder ehrenamtlich engagierte Gruppen- und Zugführer selbst und zeitaufwändig die Übungseinheiten vorbereiten muss.“ Es werde auch immer schwieriger, vor Ort geeignete Übungsobjekte zu finden.
Zuspruch für eine zentrale Übungseinrichtung auf Kreisebene erhielt Priesching von Professor Hermann Schröder, Abteilungsleiter im Ministerium für Inneres, Digitalisierung und Migration. An den Landrat Roland Bernhard gewandt sagte Schröder: „Wenn Sie die Übungsanlage bauen, kann ich Ihnen sagen, dass Sie dafür Geld vom Land bekommen werden.“
Auch der Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg, Dr. Frank Knödler, befürwortete das Vorhaben: „Das brauchen wir, da kann ich Sie nur unterstützen!“ Denn nur auf Kreisebene könnten akzeptable Anfahrtszeiten aus den einzelnen Standorten zur Übungseinrichtung erreicht und ein regelmäßiger Zutritt zu den Anlagen für jede Feuerwehr sichergestellt werden. Knödler forderte als Cheflobbyist des baden-württembergischen Feuerwehrwesens zudem angesichts sprudelnder Steuereinnahmen einen Sondertopf des Landes, aus dem beispielsweise Geld für die teilweise dringend notwendige Modernisierung von Feuerwehrhäusern bereitgestellt werden könnte.
Auch Landrat Roland Bernhard versprach in seinem Grußwort Unterstützung für die angestrebte zentrale Übungseinrichtung: „Die Feuerwehrausbildung muss mit dem rasanten, technologischen Fortschritt Schritt halten. Wir können nicht warten, bis etwas passiert, wir müssen jetzt schon schulen, wie man im Notfall handelt!“ Deshalb sei es wichtig, sich stärker zu vernetzen, die Ausbildung kreisweit zu denken und Rahmenbedingungen zu schaffen, die die ehrenamtlichen Ausbilder entlastet. Hier könne eine zentrale Übungseinrichtung die Lücke zwischen der Landesfeuerwehrschule und der Grundausbildung auf Gemeindeebene schließen. „Sobald das Konzept dafür steht, werde ich dieses dem Kreistag und den Bürgermeistern im Kreis vorstellen“, versprach Landrat Bernhard.
Gerüstet für die Herausforderungen der Zukunft
Dr. Frank Knödler, der Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg, gratulierte der Jubiläumswehr Weil der Stadt-Merklingen auch im Namen der 180.000 baden-württembergischen Feuerwehrangehörigen. Er spüre überall, dass sich die Feuerwehren verändern. Deshalb habe der Landesfeuerwehrverband eine Sozialstudie in Auftrag gegeben, anhand der man herausfinden wolle, wie man die Feuerwehren zukunftsfähig organisiert. „Das wunderbare ehrenamtliche Engagement in den baden-württembergischen Feuerwehren zukunftsfähig zu gestalten, ist der wichtigste Ansporn für uns alle!“, schloss der Präsident in seiner Ansprache.
Ehre, wem Ehre gebührt
Insgesamt 26 besonders verdiente Feuerwehrangehörige aus dem Landkreis Böblingen wurden im Rahmen der Kreisverbandsversammlung 2019 geehrt. U. a. wurde Landrat Roland Bernhard mit der Ehrenmedaille in Gold des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg ausgezeichnet. Mit dem Deutschen Feuerwehr-Ehrenkreuz in Gold erhielt Thomas Rebmann (Feuerwehr Schönaich) die höchste verfügbare Auszeichnung. Mit diesen Ehrungen wurde der nicht hoch genug zu schätzende Dienst für die Allgemeinheit gewürdigt, den die ehrenamtlichen Feuerwehrangehörigen neben ihrem Beruf leisten.