29.06.2017 – Innenminister Thomas Strobl besucht die Feuerwehren im Landkreis Böblingen
„Feuerwehr ist kein normales Hobby, sondern ein ganz besonderes Ehrenamt!“
Einen Tag lang zu Besuch im Landkreis Böblingen war am 29. Juni 2017 Thomas Strobl, der stellvertretende Ministerpräsident und Minister für Inneres, Digitalisierung und Migration. Neben mehreren Besichtigungsterminen bei Industrie und Forschung suchte der stellvertretende Ministerpräsident an diesem Tag im Ehninger Feuerwehrhaus außerdem das Gespräch mit den Feuerwehren des Landkreises – und würdigte damit gleichzeitig deren enormes ehrenamtliches Engagement. Rund 40 Kommandanten, Ausschussmitglieder des Kreisfeuerwehrverbands sowie Angehörige der Feuerwehr bzw. Jugendfeuerwehr Ehningen nahmen an dieser Gesprächsrunde teil, darunter auch der Ehrenvorsitzende des KFV BB und Geschäftsführer des Landesfeuerwehrverbands, Willi Dongus, sowie der Landesbranddirektor Dr. Karsten Homrighausen.
Wirtschaftskraft trifft Ehrenamtskraft.
Landrat Roland Bernhard hieß den stellvertretenden Ministerpräsidenten „im geografischen Zentrum Baden-Württembergs“ herzlich willkommen. Fleiß und Emsigkeit gepaart mit Pfiffigkeit und der Offenheit für Innovationen seien das, was die Menschen im Landkreis Böblingen ausmache – und der Grundpfeiler „unserer bärenstarken Wirtschaft“. Denn bekannt sei der Landkreis Böblingen vor allem als Wirtschaftsstandort. „Innovationsstarke Branchen prägen unsere stark exportorientierte Wirtschaft und machen uns in Baden-Württemberg zu einem der bedeutendsten Landkreise“, kokettierte der Landrat.
Bernhard betonte in seinem Grußwort zudem die hohe Bedeutung der Feuerwehren für die Sicherheit im Hightech-Landkreis und würdigte das vorbildliche ehrenamtliche Engagement der 3.800 Feuerwehrangehörigen im Landkreis Böblingen, die im vergangenen Jahr bei über 6.300 Einsätzen anderen Menschen in Not zu Hilfe gekommen seien und dadurch 407 Personen gerettet hätten. „Neben der Wirtschaftskraft haben wir hier im Landkreis Böblingen also auch eine ganz enorme Ehrenamtskraft“, so der Landrat, für den jedoch die rückläufige Tagesverfügbarkeit der fast ausschließlich ehrenamtlichen Einsatzkräfte ein „heißes Eisen“ ist. Denn leider sei es nicht mehr für jeden Arbeitgeber selbstverständlich, das Ehrenamt in der Feuerwehr hochzuhalten und zu unterstützen.
Dagegen könnten die Feuerwehren immer auf eine bedingungslose Unterstützung durch das Landratsamt bauen. Roland Bernhard erwähnte beispielhaft die aktuelle Kostenübernahme des Landkreises für Fahrzeuge des Umweltschutzzuges im Gegenwert von 1 Million Euro. Zudem sei das Thema „Digitalisierung“ bei den Feuerwehren des Landkreises durch die taktische Führungsfortbildung „taFF“ längst angekommen. Jedes Jahr würden 120 Feuerwehr-Führungskräfte diese bundesweit einzigartige virtuelle Weiterbildung durchlaufen, die der Böblinger Kreisbrandmeister Guido Plischek dem stellvertretenden Ministerpräsidenten auch live vorführen konnte.
Dass auch die Kommunen im Landkreis Böblingen ihre Feuerwehren vorbildlich unterstützen, machte der Ehninger Bürgermeister Claus Unger deutlich. Seit einem Jahr entlastet in seiner Gemeinde und im benachbarten Gärtringen ein gemeinsamer hauptamtlicher feuerwehrtechnischer Angestellter die ehrenamtlichen Kameraden.
Interkommunale Zusammenarbeit mit Vorbild-Charakter
Thomas Feuchter, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Ehningen, betonte den Anspruch, mit seiner ehrenamtlichen Feuerwehr den Bürgerinnen und Bürgern im eher ländlichen Raum dasselbe Sicherheitsniveau bieten zu können, wie eine Berufsfeuerwehr in einer Großstadt. Dafür brauche man das bestmögliche Material, das jedoch laufend gepflegt und geprüft werden müsse. „Die gesetzlichen Vorgaben zur Pflege des gesamten Equipments sind von Ehrenamtlichen allein nicht mehr leistbar“, so Kommandant Feuchter. Deshalb haben die beiden Gemeinden Ehningen und Gärtringen einen feuerwehrtechnischen Angestellten eingestellt, der seit eineinhalb Jahren als hauptamtlicher Gerätewart die ehrenamtlichen Feuerwehrangehörigen beide Wehren spürbar entlaste.
Auch unzählige Übungen und auch Einsätze hätten Ehningen und Gärtringen bereits gemeinsam gemeistert. Sie würden zudem ihre Nachwuchskräfte gemeinsam ausbilden und Einsatzkleidung, Fahrzeuge und technisches Equipment gemeinsam beschaffen. „Man kann schon gar nicht mehr erkennen, wer zu welcher Feuerwehr gehört“, bringt Thomas Feuchter die vorbildliche interkommunale Zusammenarbeit auf den Punkt.
„Wir sind im Landkreis sehr innovativ, um das Ehrenamt in der Feuerwehr zu fördern“
Der Gärtringer Kommandant und Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands Böblingen, Markus Priesching, dankte in seiner Ansprache zunächst dem Landratsamt Böblingen mit Landrat Roland Bernhard und dem Ersten Landesbeamten Martin Wuttke für die hervorragende Unterstützung und Zusammenarbeit. Besonderer Dank gelte zudem den Organisatoren des Ministerbesuchs, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stabstelle für Bevölkerungsschutz und Feuerwehrwesen rund um Martin Lange und Kreisbrandmeister Guido Plischek. Sie hätten viel Arbeit investiert, damit man dem Minister in aggregierter Form die Highlights des Landkreises, aber auch die Leistungsfähigkeit der Feuerwehren entsprechend prominent präsentieren könne. Aber auch dem Innenministerium mit dem ebenfalls in Ehningen anwesenden Landesbranddirektor Dr. Karsten Homrighausen dankte Priesching für deren tolle Unterstützung und die hervorragende Zusammenarbeit.
Ein Schwerpunkt der Kreisverbandsarbeit sei die Förderung des Ehrenamts. Denn nur mit einer besseren Förderung könne der ehrenamtliche Feuerwehrdienst langfristig gesichert werden. Wesentliche Bausteine seien hier die jüngst beschlossene neue Kreis-Ehrung für besonders verdiente Feuerwehrangehörige sowie die Entschädigung für Ausbildungs-Obleute. Eine Projektgruppe analysiere zudem den Status quo der Ehrenamtsförderung im Landkreis und erarbeite auf dieser Basis Vorschläge für weitere Fördermöglichkeiten. Sehr engagiert zeige man sich im Landkreis Böblingen zudem bei den Maßnahmen der Personalgewinnung und bei der Öffentlichkeitsarbeit.
An den Innenminister richtete Priesching die Bitte, die Feuerwehren in Baden-Württemberg auch zukünftig mit zahlreichen Landesfreiplätzen für das Feuerwehrhotel am Titisee, eine gute Förderquote Z-Feu sowie mit ausreichend vielen Ausbildungsplätzen an der Landesfeuerwehrschule tatkräftig zu unterstützen.
„Feuerwehr ist kein normales Hobby, sondern ein ganz besonderes Ehrenamt!“
Thomas Strobl, der stellvertretende Ministerpräsident sowie Minister für Inneres, Digitalisierung und Migration versprach, sich auch weiterhin vehement für die Feuerwehren einzusetzen. Beispielsweise werde es ja nun mit dem Feuerwehr-Ehrenzeichen in Bronze eine neue Landesehrung für 15-jährige Dienstzeit geben. Er versprach zudem dafür zu kämpfen, dass die Einnahmen aus der Feuerschutzsteuer auch künftig nur für die Aufgaben der Feuerwehr eingesetzt werden.
Strobl zeigte sich begeistert von den Eindrücken, die er im Hochtechnologie-Landkreis Böblingen gewinnen konnte. „Der Landkreis Böblingen ist nicht das Paradies, aber er ist nur ganz knapp daneben!“ Auch wenn die Digitalisierung die Welt verändere und sich durch den technischen Fortschritt den Menschen und der Wirtschaft große Chancen böten: „Technik ist nicht alles“, mahnte der Innenminister. „Der Mensch steht im Mittelpunkt und kann durch sein ehrenamtliches Wirken Sinn stiften und den Zusammenhalt in der Gesellschaft stärken.“ Es sei schön, dass sich in Baden-Württemberg jeder zweite Bürger ehrenamtlich engagiere. Besonders auf die Feuerwehren sei Verlass: Sie stünden in Minutenschnelle bereit, wenn andere Menschen in Not sind. Sie würden dabei nicht selten auch die eigene Gesundheit oder sogar ihr Leben für andere aufs Spiel setzen.
Auch wenn die Feuerwehren in Baden-Württemberg weit überwiegend durch das Ehrenamt getragen werden würden, könne man sich immer darauf verlassen, dass man im Notfall schnell Hilfe auf professionellem Niveau bekomme. Das beruhige und gebe ein gutes Sicherheitsgefühl. Rund 180.000 Bürgerinnen und Bürger unseres Landes engagieren sich in unseren Feuerwehren. „Die Feuerwehren in Baden-Württemberg sind mit ihrer ständigen, verlässlichen und kompetenten Einsatzbereitschaft ein wichtiger Teil der Inneren Sicherheit und als Standortfaktor auch ein wesentlicher Beitrag für die Wirtschaftsstärke unseres Landes. Mögen unsere Feuerwehrangehörigen gesund und unversehrt aus den Einsätzen nach Hause zu Ihren Familien zurückkehren“, damit dankte der Innenmister allen Angehörigen der Feuerwehren für ihr besonderes Engagement.
Gerd Zimmermann
Pressesprecher des Kreisfeuerwehrverbands Böblingen