11.11.2016 – Schleuderkurs mit 26-Tonnen-Fahrzeugen
Nachts aus dem Bett gerissen zu werden, im privaten Pkw das Feuerwehrhaus anzufahren und dann mit einem Einsatzfahrzeug und bis zu 26 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht bei allen Sicht-und Witterungsverhältnissen „schnell wie die Feuerwehr“ die Einsatzstelle anzusteuern: Da muss man in allererster Linie einen kühlen Kopf bewahren. Um dies zu erreichen und um Unfälle mit Einsatzfahrzeugen möglichst auszuschließen, sind ständiges Üben und viel Fahrpraxis angesagt. Eine tolle Gelegenheit dazu hatten 120 Fahrer/Maschinisten vom 11. bis 13. November beim Fahrsicherheitstraining für Einsatzfahrer im Landkreis Böblingen.
Einsatzfahrten sind riskant
Stress, unkalkulierbares Verhalten der anderen Verkehrsteilnehmern sowie wenig Fahrpraxis mit dem Einsatzfahrzeug stellen an den Fahrer hohe Anforderungen. „Bei der Freiwilligen Feuerwehr gibt es nur wenige Berufskraftfahrer“, sagt auch Thomas Dworak, Geschäftsführer der Verkehrsfachschule Markdorf: „Die meisten Fahrer/Maschinisten kommen pro Jahr nur auf zehn Kilometer Fahrstrecke bei tatsächlichen Einsätzen und auf maximal 50 Kilometer bei Übungsfahrten. Das ist zu wenig, um Routine zu haben.“ Das war für Dworak – bereits vor 25 Jahren – auch die Motivation, ein spezielles Fahrsicherheitstraining für Einsatzfahrer zu entwickeln.
Dort können die Fahrer/Maschinisten – gerade in gefährlichen Situationen – mehr Sicherheit erlangen und die Einsatzfahrzeuge noch besser kennenlernen. So wie vom 11. bis 13. November in Gärtringen (Landkreis Böblingen), wo für 120 Feuerwehrangehörige ein halber Tag Theorie und ein halber Tag Praxis auf dem Programm standen. „Wir haben die Regeln der Straßenverkehrsordnung aufgefrischt, verschiedene Gefahrensituationen besprochen und Fragen zur Ladungssicherung thematisiert“, erläutert Florian Bonis, Feuerwehrmann aus Böblingen.
Auch Fahren auf „Glatteis“ wird geübt
Die Fahrer haben an insgesamt sechs Stationen den Umgang mit den Feuerwehr-Fahrzeugen besser kennengelernt. Geübt wurden beispielsweise das Fahren in engen Kurven sowie das Einparken, um so die Fahrzeugabmessungen noch genauer einschätzen zu lernen. Ebenso gehörte die Fahrt durch eine vollgeparkte Straße dazu – wobei die parkenden Fahrzeuge im Training durch Pylonen symbolisiert wurden. Weitere Erfahrungen sammelten die Einsatzfahrer auf der „glatten Fahrbahn“, die mittels Kunststoffplane, Wasser und Schmierseife simuliert wurde. „Sie sollen das Vertrauen bekommen, dass ein Fahrzeug mit ABS auch bei einer Vollbremsung auf schneebedeckter Fahrbahn spurstabil bleibt“, kommentierte einer der vier Trainer. Und gleichzeitig sollten die Feuerwehrleute lernen, dass die Geschwindigkeit entscheidend ist; schon wenige Stundenkilometer zu viel können zu einer Kollision mit fürchterlichem Ausgang führen.
„Die Lehrgangsplätze sind begehrt“, erzählt Markus Priesching, der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands Böblingen, der gemeinsam mit dem Kreisbrandmeister dieses Seminar alle zwei Jahre organisiert. Denn es habe sich herumgesprochen, wie viel man aus dem von der Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg empfohlenen und durch die Unfallkasse Baden-Württemberg gesponserten Seminar ziehen kann. „Ich habe an diesem Wochenende viel über „mein“ Feuerwehrfahrzeug gelernt“, sagt auch Thomas Gohlke, Kommandant der Feuerwehr Altdorf. „Besonders die Besonnenheit beim Fahren. Denn es bringt nichts, wenn wir zur Einsatzstelle rasen, aber dort nicht ankommen.“