17.07.2021 – FLUGZEUGABSTURZ IN STEINENBRONN
Am 17.Juli kam es gegen 09:45 Uhr zum Absturz eines Kleinflugzeuges des Typs „Piper“ bei Steinenbronn. Kurz nach dem Einschlag, welcher im Ortsgebiet deutlich zu hören war, erhielt die Integrierte Leitstelle Böblingen bereits die ersten Notrufe. Allerdings konnten die Meldungen nicht genau zugeordnet werden, da es sich bei den Anrufern lediglich um Ohrenzeugen handelte. Aufgrund der Meldungen wurde um 10:05 Uhr die Feuerwehr Waldenbuch alarmiert – Alarmmeldung 2BA vermutlich Flugzeugabsturz zwischen Waldenbuch und Schönaich. Um 10:10 Uhr erfolgte die Alarmierung für die Feuerwehr Steinenbronn mit gleichem Alarmstichwort, ein Spazier-gänger hatte die Absturzstelle in einem Waldgebiet bei Steinenbronn entdeckt und die Leitstelle informiert. Der Fundort lag unweit von einem Waldweg entfernt – dies vereinfachte den nachfolgenden Einsatz und seine not-wendige Logistik immens.
Das Führungsfahrzeug der Feuerwehr Steinenbronn fuhr mit dem Kommandanten als Einsatzleiter in den Wald ein, um die beschriebene Stelle zu erkunden. Für die nachrückenden Kräfte wurde ein Haltepunkt außerhalb des Waldes festgelegt. Der Löschzug im Bereitstellungsraum ergänzte sich um die bereits alarmierten Kräfte aus Waldenbuch mit einem Führungsfahrzeug und einem Löschfahrzeug. Beim Eintreffen an der Absturzstelle konnte zum Glück kein Brand festgestellt werden, jedoch eine nicht alltägliche Einsatzsituation mit einem erschreckenden Ausmaß an Zerstörungsgewalt.
In der Folge des Einsatzes wurde bekannt, dass sich im Flugzeug drei Personen befanden – diese hatten keine Chance, den Absturz zu überleben.
Aufgrund der Lageerkundung wurde lediglich ein Löschfahrzeug der Feuerwehr Steinenbronn an die Einsatzstelle befehligt. Ziel war es, so wenig Feuerwehrangehörige wie möglich mit den unschönen Eindrücken zu belasten. Der Gruppenführer erhielt den Auftrag, mit seiner Mannschaft das Umfeld der Absturzstelle auf Lebenszeichen zu kontrollieren. Hierbei wurde auch die mitgeführte Wärmebildkamera eingesetzt. Zeitgleich wurde das Gebiet mit dem Polizeihubschrauber abgeflogen, beide Kontrollen ergaben keine positiven Rückmeldungen.
Parallel zur Personensuche wurde der Brandschutz über das Löschfahrzeug hergestellt. Die gesamte Einsatzstelle war merklich mit AvGas (Aviation Gasoline „Flugbenzin) beaufschlagt und somit eine Gefahrenquelle. Weitere Gefahrenbereiche wurden mittels Flatterband gekennzeichnet. Trümmerteile des Flugzeuges und abgeknickte Äste drohten aus mehreren Meter Höhe abzustürzen. Diese hatten sich beim Durchschlagen des Flugzeuges, durch die Baumkronen, dort verfangen. Der Bereitstellungsraum wurde demzufolge aufgelöst.
Nach den ersten Minuten wurde die feuerwehrseitige Lage statisch, auch aus Sicht des Rettungsdienstes konnte über den Organisatorischen Leiter und die Einsatzführung des Kreisverbandes Böblingen Ruhe in die Einsatzstelle gebracht werden. Es galt „lediglich“ noch den Eigenschutz aufrecht zu erhalten – was in diesem Fall eine besonde-re Aufgabe war – denn es war sofort klar, dass die Eindrücke den eingesetzten Kräften vor Ort noch lange im Kopf bleiben werden. Das Thema Nachsorge für Einsatzkräfte war von Beginn des Einsatzes ein fester Bestandteil in der organisatorischen Planung.
Die polizeiliche Organisationsstruktur wuchs indes immer mehr an. Eine Vielzahl von Polizeikräften erreichten die Einsatzstelle und nahmen ihre jeweiligen Aufgaben war. Neben der Kriminalpolizei und der dazugehörigen Krimi-naltechnik waren auch drei Mitarbeiter der BFU (Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen) aus Braunschweig an der Einsatzstelle tätig. Diese mussten allerdings erst die lange Anfahrt hinter sich bringen. Eintreffen der BFU Mitarbeiter aus Braunschweig war Samstag gegen 19:20 Uhr.
Durch den Streifendienst der Polizei wurde die Einsatzstelle großräumig abgesperrt – leider waren schon wieder sehr viele Schaulustige unterwegs, die teilweise mit unglaublichen Argumenten versuchten, an die Absturzstelle vorzudringen. Durch die Nachforderung der Drehleiter aus Waldenbuch konnten die Trümmerteile und losen Äste aus den Baumkronen entfernt werden. Die Zufahrt zur Einsatzstelle war somit wieder möglich. Neben dem Land-rat Roland Bernhard, waren auch der Kreisbrandmeister Gudio Plischek und Bürgermeister Habakuk vor Ort und stärkten mit ihrer Anwesenheit die Einsatzkräfte. Mit dem Wissen, dass sich der Einsatz in die Länge ziehen wird, wurde bereits um 13:32 Uhr das THW OV Böblingen alarmiert. Aufgabenstellung war die Ausleuchtung der Absturzstelle über Nacht und der Abtransport der Trümmerteile am Folgetag.
Die Feuerwehr Steinenbronn übernahm die Verpflegung der eingesetzten Kräfte vor Ort – auch der WC Anhänger des Landkreises Böblingen kam zum Einsatz. Nach Abschluss der ersten Ermittlungen durch die BFU wurde der Einsatz am Samstagabend kurz vor 23:00 Uhr unterbrochen. Die Polizei und das THW stellten die Nachtwache.
Die Wiederaufnahme der Beweissicherung und Bergung erfolgte am Sonntag früh um 08:00 Uhr. Für eine koordi-nierte Einfahrt in den Wald und eine notwendige Raumordnung entschied sich die Einsatzleitung für einen Sammelplatz außerhalb des Waldes. Entsprechend der notwendigen Abfolge der Fahrzeuge wurde dann die Einsatzstelle angefahren.
Um die Bergung des Hauptwracks durchführen zu können, mussten mehrere Bäume und Sträucher rund um den Einschlagpunkt entfernt werden. Nach Abschluss dieser Arbeiten wurde das Wrack mittels Seilwinde in Richtung Waldweg herausgezogen. Die Unfallaufnahme und Bergung des Flugzeugwracks konnte bis kurz nach 16:00 Uhr abgeschlossen werden. Die Einsatzstelle wurde vollständig von Trümmerteilen befreit und im Nachgang mit einem C-Rohr nachgereinigt. Die Freigabe erfolgte durch die Polizei.
Das Einsatz Nachsorge Team (ENT) war ab dem Mittag mit vier Personen vor Ort. Einfühlsam wurden die einge-setzten Kräfte bereits an der Einsatzstelle betreut. Ein gemeinsames Verarbeiten der Schreckensbilder begann umgehend und endete als Einsatzabschluss in einer Gesprächsrunde im Feuerwehrhaus. Zwei Wochen später erfolgte ein weiteres Nachsorgegespräch zwischen Kameraden des ENT Böblingen und den Kräften, die vor Ort waren. Eine im höchsten Maße sinnvolle und vertrauensvolle Maßnahme zum Schutz unserer Einsatzkräfte – ein besonderer Dank an die Mitglieder des Nachsorgeteams. Am selben Abend erfolgte auch die Einsatznachbesprechung im Gerätehaus der Feuerwehr Steinenbronn. Mit einer Präsentation zum Einsatz, den Vorträgen seitens DRK, THW, Polizei, BFU und Feuerwehr ein gelungener Abschluss – zu einem gelungenen Einsatz.